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Eine Linse ermöglicht es Licht zu bündeln, zu zerstreuen und einen Moment fotografischer Wirklichkeit herzustellen. Licht als vielteilige Reflektion von Licht, das seinen Weg durch Öffnungen, durch gläserne Wölbungen und geschliffene Senken in die Büschelung findet. Jeder dieser Schritte ermöglicht Eingriffe.
In seiner ersten Einzelausstellung in der Kirchgasse zeigt Stefan Burger eine verdoppelte Anlage neuer Glasobjekte. Den aus einer fotografischen Vergangenheit heraus mutierten Lichtträgern ist die Flüchtigkeit des Moments eingeschrieben. Während ihrer Formung glühend und in ständiger Rotation, scheinen sie sich in fliessenden Bewegungen einer Festsetzung entziehen zu wollen.
Die Linse bekommt ein Volumen, wird zu einem Gefäss oder auch zur Brillen-Garderobe für Brillen mit Glasgestellen ohne Sehgläser und Brillen, die sich zu Brezeln winden. Die Objekte entlehnen sich Krautstrunken, mittelalterlichen Trinkgefässen, deren applizierte Nuppen sich gegen den Verlust des Griffs der Hand sträuben. Trotzig, entgegen der Schwerkraft, bieten sie sich der Hand an, um aus ihr nicht zu entgleiten. Die Oberflächen der Objekte sind benuppt mit Formen, die ein Spektrum zwischen amorphen Volumen und Zeichen eröffnen.
Auch die Überreichung eines Filmpreises ist ein kurzer Moment, in dessen Licht sich eine Geste des Festhaltens einschreibt. Als Ort für zusammengestellte Bedeutungen kristallisiert sich die Ambivalenz solcher Preise in seinen Bruch- und Klebestellen. Der Filmpreis für «Ein aussergewöhnlicher Besuch» in Baden-Baden, im vergangenen mondänen Glanz, bei dem Differenzen in angedeuteten Symmetrien von Doppellungen sichtbar werden. ––Anne Gruber
A lens enables the concentration and dispersion of light, as well as the creation of a momentary photographic reality. Light, as the multi-part reflection of light, that finds its way into clusters through openings, glass curvatures and polished deepenings. Each of these steps allows for interventions.
In his first solo exhibition at Kirchgasse, Stefan Burger presents a doubled installation of new glass objects. The fleeting moment is inscribed in the light sources transfigured by a photographic past. During their formation, radiant and in constant rotation, in their flowing movements they seem to evade a determination.
The lens obtains a volume, becomes a receptacle or even a kind of cloakroom for glasses’ frames without lenses and glasses that twist into the shape of pretzels. The objects are inspired by Krautstruncks, medieval drinking beakers embellished with prunts or nubs, which gave the drinker a surer grip. Defiantly, against gravity, they offer themselves to the hand so as not to slip out of it. In addition, the surfaces of the objects are applied with forms that open up a spectrum between amorphous volumes and symbols.
The presentation of a film award is also a brief moment, in whose light a grasping gesture is an integral part. As a place for assorted meanings, the ambivalence of such prizes crystallizes in its breaking and bonding points. The film award for “An Extraordinary Visit” in Baden-Baden, in bygone opulent glamour, where differences in the indicated symmetries of duplications become visible. ––Anne Gruber

Baden – Baden, Kirchgasse Gallery, Steckborn, 2.2. – 4.4.2020 Baden – Baden, Kirchgasse Gallery, Steckborn, 2.2. – 4.4.2020