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(Stell so viele Fragen, wie das Ding gestattet.) Was mich betrifft – es gelang mir anfangs nicht.
Weshalb? Weil auf einem Realitätsprinzip zu beharren bedeutet, die Softbox aufzuklappen und eine
sanfte Auslöschung [nullification] über sich ergehen zu lassen. Aber ist es denn so einfach, diesem
unbeschwerten Gefühl nachzugeben? Sich der Revision zu beugen, die alles erfährt, wenn das Leben
für eine grosse Inszenierung gehalten wird, für einen fabelhaft pummeligen absurden Kniff. Was wären
wir dann, ausser einer ungelenken Melange.
Und Ordnung wäre nichts weiter als die Art und Weise, wie sich die Dinge zufällig zusammensetzen –
als Räume in Räumen, vorübergehende Zusammenwürfelungen, als Hingabe zum ungenierten Wagnis,
ohne dass etwas auf dem Spiel stünde. Ist es denn so einfach? Dem Drama zu erliegen, das mit der
Aufschiebung des Sinns einhergeht, und in dessen Verstoffwechselung einzugreifen, eine Gegebenheit
wiederzukäuen, in der Hoffnung, ihr Entzücken oder Verblüffung abzuringen, so wie er es tun würde –
Die Anhäufungen von Eigenwilligkeiten am Strassenrand sind das seltsame Paradies des Unwägbaren.
Die Fussgängerin, die ihn beschreitet, hat nichts zu lernen, aber alles zu gewinnen, denn es ist der
Zufall, der sie antreibt, die kognitive Inkongruenz, die sie anspornt. Handelt es sich um Anordnung
oder Anklage? In die sich dieser pochende Zeilensprung von Zeugs verheddert oder verstrickt, sei es
von einem Hauch Klebeband, der die leeren Blicke fesselt. Wie steht es mit der Wankelmütigkeit wenn
Teppichreste endlich aufgekauft werden, nachdem sie so lange auf ein zweites Leben hingehofft haben,
treu dem Dauerbefehl ‘eine vertikale Form des Anklangs’ einzuhalten, wie eine allzu verschmähte
Geliebte? Ihren Verdruss hinter niedlichen Anflügen chronischer Fahrigkeit verschanzend, erklingt sie
wie ein heuchlerischer Choral [choral hypocrite]! Du weisst schon,
Man mag es für eine dumpfe Neigung oder dichterische Auflehnung halten: Die Gegenständlichkeit
der Dinge wird vom in Vergessenheit geratenen Schwarzweiss in Schutz genommen und schliesslich
von der ‘Authentizität’ der Körnung ausgeschlachtet. Das Korn – knisternd und kräuselnd, eine kitzlige
kleine Irritation – wie Staub wirft man es über alles Veraltende, einen fusseligen Schleier, der in der
Erinnerung etwas von dem bewahrt, was wahr zu sein scheint. (Wahr zu sein scheint? Hier klingt
etwas Gegensätzliches [anti] an, die Sehnsucht nach einer universellen Lesart.) Wir lernen, keinen
festen Boden der Tatsachen zu ertasten, auch wenn uns die Tatsachen angeboten werden: Hier sieht
man ein Porträt des Schattenschnüfflers, der sich Sitzkissen als Haube aufgesetzt hat; dort eine Reihe
unwahrscheinlicher Rollen, denen die winzigen Kleiderbügel abgenommen wurden; dort ein silbriges
Bild mit Löchern. Es ist, was es ist – dieses väterliche Mantra, das sich kriechtierhaft entlang einer
‘abgestuften Wahrnehmung’ schlängelt und dieses Gewusel weltlichen Krams durchdringt.
Und da ist sie wieder, diese gewisse Leichtigkeit, die mit der Schönheit einer ungeschulten Tänzerin
hervorsticht und fragt: Haben wir die Leichtigkeit denn lieber als treibende Kraft der Schöpfung oder
als Schachfigur im Kräfteringen eines Gedanken jenseits des Sinns? Oder befinde ich mich in der
bedauerlichen Lage einer Wegweiserin, die den Weg nicht kennt, verirrt in den vielen kleinen wirbelnde
Strudelchen im marmorierten Teig des Bäckers? Vielleicht sind sie ja dankbar, diejenigen, die sich als
‘Figuren’ verkleidet haben, um der Verzweiflung Einhalt zu gebieten, will ich meinen. Denn geht es hier
nicht trotz allem um eine Frage der Befreiung, die die Empfindsamkeit erneut auf die Probe stellt? Dort,
wo Freiheit in Gestalt von Humor Einzug hält, ohne jene Originalität preiszugeben, die eine Romantik
noch in sich birgt. Unterm Strich aber ist es nun mal das, was es ist – eine Bühne, unverkennbar bespielt
von einer Nebensächlichkeit. Frag nur alle Fragen, und diese Replik auf das Leben plustert sich wie
eine Falte auf und erwidert: immer.


Text: Elaine M.L. Tam (Ask as many questions as a thing will allow.) At first, I, for one, couldn’t do it. Why? Because to cling to a reality principle is to fold up the softbox and submit to a gentle nullification. But is it so easy to give way to that lilting feeling? Cater to the revision that everything undergoes if life is regarded a great mise en scène, a fabulously chubby absurdist ruse. Then what would we be, except the awkward melange. And organisation nothing but the way things haphazardly come to compose themselves – as rooms within rooms, temporary assemblages, a love of free gamble without the stakes. Is it so easy? To cede to the drama tied up with deferral of meaning and intervene in its metabolism, to chew a situation in hopes it will rend delight or surprise, as he might –

The drift of idiosyncrasies that a kerbside offers is the strange paradise of the inestimable. The walker that walks it learns nothing but has everything to gain, for it is stirred by happenstance, it is moved by cognitive incongruence. Is it arrangement or arraignment? That this throbbing enjambment of stuff finds itself caught up in or arrested by, be it a gossamer of sticky tape that ensnares the lenses of unseeing eyes. What of the vicissitudes when reams of offcut carpet are finally bought up, after having spent so long prospecting for second lives, the standing order ‘a vertical form of reception’ like an especially jilted lover? Her vexation concealed by a cute state of chronic bemusement, perfection in the mastery of playing the choral hypocrite! You know,

Call it obtuse tendency or poetic insurgency, objectal thingliness is protected by the desuetude of black and white, and then exploited by the ‘authenticity’ of grain. Grain – crackling and dimpling, ticklish little irritation – is thrown over the obsolescent in the manner of dust, a fuzzed layer that in memory retains something about it that seems true. (Seems true? Said like it is antithetical, nostalgic for universal reading.) We learn to look not for mooring by facticity although facts we are offered: here you have a portrait of the shadow snooper donning seat cushions for a bonnet; here, a stable of unlikely roles resigned from their dinky coat hangers; here, a silvery image with holes. It is what it is ¬– that paternal refrain slinking as a critter might along a ‘gradation of perception’, coming to bear on this sprawl of worldly gubbins.

And there again, that special stock of levity that juts out with the beauty of an untrained dancer who asks: do we prefer levity an agent of creation, or a pawn in the agenda of a thought beyond sense? Or am I the sorry state of a guide without direction, misplaced among the many little swirls twirling in the baker’s marbled batter. They are thankful, perhaps, the ‘characters’ suited up for immortalisation against despondency, do I mean. Because is this not, despite everything, a matter of liberation that trials sentimentality anew? Where freedom judders forth by way of humour, one that does not surrender what originality there is still available in romance. But it is what it is – all in all – a stage conspicuously set by a minor figure. Ask away all questions and this ersatz life replies flexing like a wrinkle: immer.


Text: Elaine M.L. Tam

Galerie Kirchgasse
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15.4. – 27.05.2023 Kirchgasse Gallery
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15.4. – 27.05.2023